Neben einer kleinen allgemeinen Einführung in unsere Sammlung von Abgüssen können Sie sich auf dieser Seite ebenfalls den Rundgang ansehen, sowie Fotoshootings von Fotograf:innen welche in der Sammlung unterwegs waren.
- Bis zu ihrer weitgehenden Zerstörung im Zweiten Weltkrieg gehörte die Gipsabgusssammlung des Antikenmuseums zu den größten und bedeutendsten Sammlungen dieser Art in Deutschland.
- Der Verlust der Ausstellungsräume durch die Sprengung des Universitätshauptgebäudes im Jahre 1968 und danach jahrzehntelange Notunterbringung führten zu hohen Verlusten und schweren, teils irreparablen Schäden.
- Anfang 1999 an einem neuen Standort aufgestellt, kann jetzt mit dem Wiederaufbau der Sammlung begonnen werden. Für Lehre und Forschung sind die historischen Gipsabgüsse von unschätzbarem Wert und eine wichtige Ergänzung zur Originalsammlung des Antikenmuseums.
Zur Abguss-Sammlung
Die Abguss-Sammlung zählt nach hohen Verlusten im Zweiten Weltkrieg immer noch über 800 historische Gipsabgüsse hervorragender griechischer und römischer Skulpturen. Sie gehört damit zu den größten und wertvollsten deutschen Sammlungen ihrer Art.
Unsere Sammlung bringt Abformungen originaler Marmor- und Bronzewerke zusammen, die über die bedeutendsten Museen in aller Welt verstreut sind – hier stehen sie Studierenden und Forschern an einem Ort vereint zum unmittelbaren Vergleich zur Verfügung. Dabei bieten Gipsabgüsse gegenüber Fotografien den Vorteil, dass sie die antiken Bildwerke im Maßstab 1:1 wiedergeben und als dreidimensionale Objekte von allen Seiten erfahrbar machen. Auch Rekonstruktionen und Experimente, die am Original nicht möglich sind, können am Abguss vorgenommen werden: Unvollständig überlieferte Bildwerke können am Gips ergänzt und in getrennten Museen aufbewahrte Bruchstücke ein und derselben Figur problemlos zusammengeführt werden. Abgüsse können auch farbig gefasst werden, um versuchsweise eine Vorstellung von der verlorengegangen Bemalung antiker Plastik zu gewinnen.
Die Gipsabguss-Sammlung wurde vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und am Beginn des 20. Jahrhunderts von den an der Universität Leipzig tätigen Archäologen zusammengetragen. Im 2. Weltkrieg erlitt die Sammlung große Verluste. Nach der Sprengung des Universitätshauptgebäudes im Jahr 1968 musste die Sammlung jahrzehntelang in einer Notunterbringung ausharren, was zu hohen Verlusten und schweren, teils irreparablen Schäden an den Gipsabgüssen führte. Seit 1999 ist die Sammlung in einem neuen Depot aufgestellt, wo sie zu Lehr- und Forschungszwecken, und seit dem 13. März 2024 auch wieder der Öffentlichkeit zugänglich ist. Gelegentliche Neuankäufe von Gipsabgüssen versuchen den Überblick über die antike Plastik zu ergänzen.
Abguss-Sammlungen bieten mehrere Vorzüge: An verschiedenen Museen und Orten aufbewahrte Originale stehen Studierenden und Forschern unter einem Dach vereint zum unmittelbaren Vergleich zur Verfügung. Dabei können sie die antiken Bildwerke im Maßstab 1:1 erfassen und als dreidimensionale Objekte von allen Seiten erfahren, was die sonst üblichen Reproduktionsverfahren nicht erlauben. Außerdem bieten nur Abgüsse einen unverfälschten Eindruck der reinen plastischen Form, die an der Oberfläche des Originals infolge von Verwitterung und Alterung optisch verändert erscheint.
Für Rekonstruktionen und Experimente, die sich am Original heute verbieten, eignet sich der Abguss ebenfalls bestens: Unvollständig überlieferte Bildwerke lassen sich jederzeit korrigierbar ergänzen, in getrennten Museen aufbewahrte Bruckstücke einundderselben Figur problemlos vereinen. Abgüsse können auch farbig gefaßt werden, um versuchsweise eine Vorstellung von der verlorengegangen Bemalung antiker Plastik zu gewinnen.
Abgüsse können und wollen die Originale nicht ersetzen. Als vielseitig einsetzbares Lehr- und Studienmittel waren und sind sie ideal für Stätten der Bildung und Forschung. Auch für das breitere Publikum sind Abgüsse von Interesse: Unter wechselnden thematischen Aspekten gruppiert bieten sie neue Einblicke in die antike Kunst und machen den Betrachter neugierig auf die Originale.
Rundgang durch die Sammlung
Das Antikenmuseum in Leipzig und seine Abgüsse antiker Skulpturen
Öffentliche Museen mit Gipsabgüssen gehörten bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zu den festen Bestandteilen im Erscheinungsbild größerer Städte. Sie dürfen für diese Zeit als zentrale Einrichtungen im Kunst- und Kulturleben angesehen werden. Bei den präsentierten Abgüssen handelt es sich um dreidimensionale Replikate meist antiker, griechischer und römischer Skulpturen im Maßstab 1:1. Die Idee, Sammlungen solcher Objekte einzurichten, geht bereits auf die zweite Hälfte des 17. Jahr hunderts zurück. Zu dieser Zeit wurden Gipsabgüsse für die Zeichensäle neu gegründeter Kunstakademien erworben. Hier schulten die Studenten ihre Fähigkeiten in der Wiedergabe menschlicher Körper (Abb. 1).

In Leipzig ist das Sammeln von Abgüssen wie vielerorts eng mit der Etablierung der archäologischen Wissenschaft an der Universität verbunden. Studierende sollten mit ihrer Hilfe Objekte vergleichen, die über die Museen der gesamten Welt verstreut aufbewahrt wurden. Dies erweiterte die Kenntnis antiker Skulpturen und ergänzte das Studium der originalen Artefakte. Der Bestand der Sammlung umfasst heute neben den antiken Originalen in der Alten Nikolaischule noch ungeähr 800 Gips abgüsse. Sie zählt damit zu den historisch bedeutendsten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland.
Bereits ab 1840 erhielt das als Lehr- und Studiensammlung gegründete Antikenmuseum einen provisorischen Standort am Augustusplatz. Das erste Museum für die Werke antiker Kleinkunst und Abgüsse konnte im Jahr 1843 im nahegelegenen ›Fridericianum‹ (Abb.2) auf etwa 240 qm eingerichtet werden. Seit ihrer Entstehung war die Abguss-Sammlung Ort des Studiums der Archäologie, aber zugleich auch der Öffentlichkeit zugänglich.
- Jörn Lang
Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Sammlung der Abgüsse zu einem zentralen Ort für das Studium der Archäologie ausgebaut. Insbesondere Johannes Overbeck (1826–1895) erwarb als Direktor des Museums im Januar 1853 bis zum Ausscheiden aus dem Dienst 1895 fast ausschließlich Gipsabformungen antiker Statuen. Den Umfang der Sammlung lässt der ›Führer durch das archäologische Museum‹ erahnen, den Overbeck 1859 und in neuer Fassung im Jahre 1881 vorlegte.
Franz Studniczka (1860–1929) setzte als Nachfolger diese erfolgreiche Arbeit fort. Die in ihrer Blütezeit rund 3.000 Inventarnummern zählende Abguss-Sammlung war bis zum Zweiten Weltkrieg als sichtbarer Bestand teil fest im repräsentativen Erscheinungsbild der Universität verankert. Nachdem der erste Standort im ›Fridericianum‹ trotz Erweiterungen keinen hinreichenden Platz mehr bot, zog die Sammlung 1881 zunächst ins Hauptgebäude der Universität am Augustusplatz.
Nur wenige Jahre später bezog das Museum an diesem Standort neues Quartier. Nun fanden die Abgüsse auf über 1300 qm Aufstellung im ›Johanneum‹, dem Südflügel des von Arwed Roßbach umgestalteten Hauptgebäudes der Universität (Abb. 1). Auch hier stand sie nicht nur Forschenden und Studierenden zu Lehr- und Studienzwecken zur Verfügung, sondern auch der interessierten Leipziger Öffentlichkeit. Einen Glanzpunkt bildete der imposante Abguss einer monumentalen Skulpturengruppe, des sog. ›Toro Farnese‹ in Neapel. Sie war noch von Overbeck erworben worden, doch sollte er selbst die Aufstellung im Jahre 1896 nicht mehr erleben können.
- Jörn Lang
Zerstörung und Einlagerung
Der aussichtsreichen Zukunft zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde spätestens durch den Zweiten Weltkrieg ein abruptes Ende gesetzt. Alle nicht ausgelagerten Originale, das Archiv und der größte Teil der Abguss-Sammlung fielen im Dezember 1943 einem Bombentreff er des Universitätshauptgebäudes zum Opfer (Abb. 1). Dieses Ereignis führt deutlich vor Augen, wie die Geschichte der Sammlung die Leipziger Stadtgeschichte spiegelt.

Nach Kriegsende wurde das Antikenmuseum im Zuge der Reorganisation der archäologischen Einrichtungen 1955 in bescheidener Form im ›Hellenistischen Saal‹ wieder eingerichtet. Zuvor konnten über 600 Gipsabgüsse aus den ausgebrannten Ausstellungsräumen geborgen werden: Sie bilden den erhaltenen historischen Kern der heutigen Sammlung. Die sozialistische Hochschulpolitik und der Abriss des Universitätskomplexes am Augustusplatz am 20. Juli 1968 führten zu einem temporären Ende der Einrichtung.
Der größte Teil der verbliebenen Abgüsse wurde notdürftig in einen ehemaligen Kohlenbunker eingelagert (Abb. 2). Bei Objekten an anderen Standorten führte die langjährige Unterbringung auf knappem Raum zu weiteren Verlusten und durch Feuchtigkeit zu teils irreparablen Schäden. Einige Statuen mussten daher eine wiederholte Umlagerung auf sich nehmen. Während die originalen Werke zumindest in Teilen in Sonderausstellungen gezeigt werden konnten, blieben die Abgüsse der Öffentlichkeit forthin verborgen.
- Jörn Lang
Gegenwärtige Aufbewahrung und Perspektiven
Auch nach der politischen Wende der Jahre 1989/90 und der Neustrukturierung der Universität verharrte die Sammlung zunächst in den provisorischen Depoträumen. Doch war durch die rapide Verschlechterung des baulichen Zustandes, vor allem aber die Gefahr von Wasser einbrüchen die Existenz der Abguss-Sammlung in höchstem Maße bedroht. In dieser Not situation stellte die Universität binnen kürzester Zeit angemessene Ersatzräume zur Verfügung, so dass die ca. 600 Abgüsse im Januar und Februar 1999 in das neue Depot am gegenwärtigen Standort transportiert werden konnten.
Der Komplex besitzt auch aus heutiger Perspektive für die Unterbringung sehr gute Voraussetzungen. Das Gebäude wurde im Jahr 1986 als VEB Datenverarbeitungszentrum errichtet. Für die damalige Computertechnik mussten die Decken eine hohe Traglast aufweisen. Für die bis zu über 400 kg schweren Abgüsse bietet dies ideale Bedingungen. Bereits 1995 äußerte der damalige Sammlungsdirektor Eberhard Paul (1932–2014) die Hoffnung, die »altbewährte, aber unterbrochene Tradition des Abgussmuseums als akademische Lehrform« wiederzubeleben. Denn während die Studierenden Räume und Objekte für ihr Lernen nutzen können, war die Öffentlichkeit bisher weitgehend ausgeschlossen. Dabei hält die Kombination aus Architektur und klassischer Skulptur spannungsreiche Kontraste bereit.
Mit der provisorischen Öffnung eines Teils der Räumlichkeiten rückt die Sammlung wieder in das kulturelle Leben von Leipzig hinein. Sie soll als der feste Bestandteil der Stadt verstanden werden, der sie seit ihrer Entstehung immer gewesen ist – nicht mehr als reines Abgussmuseum, sondern als sich stetig wandelnder Ort des Lernens, des Dialogs und kreativer Prozesse.
- Jörn Lang
Dokumentation und Visualisierung antiker Plastik am Beispiel des Toro Farnese
Der ›Toro Farnese‹, auch als Farnesischer Stier bekannt, gilt mit einer Höhe von knapp 4 m und einer Grundfläche von mehr als 9 m² als größte Skulpturengruppe der Antike (Abb. 1). Gefunden wurde sie in den Thermen des Kaisers Caracalla in Rom, heute wird sie im Nationalmuseum Neapel aufbewahrt. Bereits seit 1895/96 befindet sich im Antikenmuseum Leipzig eine historische Abformung dieser Gruppe, die in mehreren Teilabgüssen gefertigt wurde. Sie bildete einst das Glanzstück der Abguss-Sammlung im Hauptgebäude der Universität. Aufgrund ungünstiger Lagerungsbedingungen erlitt der Abguss deutlich erkennbare Schäden. Im Rahmen des Projektes wurde er seit 2022 restauriert, aktuell wird an der Rekonstruktion der Skulpturengruppe gearbeitet.

Angesichts der Größe ist ein Wiederaufbau in den vorhandenen Räumen nicht möglich. Daher soll der Gipsabguss als virtuelles, räumliches Modell wiedererstehen. Dafür werden die Teilabgüsse einzeln mit einem Streifenlichtscanner aufgenommen und mit einer Software zu 3D-Modellen verrechnet. Diese 3D-Modelle werden dann in einem weiteren Schritt passend zueinander ausgerichtet und zusammengesetzt, sodass die Skulptur virtuell als Ganzes entsteht und dennoch in ihren Einzelteilen erkennbar bleibt.
Das Ziel besteht darin, anhand des ›Toro Farnese‹ digitale Dokumentationsverfahren an historischen Abgüssen zu testen und weiterzuentwickeln, um Abgüsse über ihre Aufbewahrungsorte hinaus weltweit und nachhaltig für Lehre und Forschung verfügbar zu machen.
Projektlaufzeit: 2022-2025
Projektteam: Joana Apelt, Jörn Lang, Katharina Meinecke, Paula Michalski
Weitere Details zum Projekt finden sie hier.
Der ›Telephosfries‹ gehört als Teil des großen Altars von Pergamon sicherlich zu einem der bekanntesten antiken Bauwerke. Die Reliefs werden heute im Pergamonmuseum Berlin aufbewahrt. Der Altar war ein monumentaler Bau der Residenzstadt in der kleinasiatischen Region Mysien. Er wurde zwischen 197 und 159 v. Chr. in einem Bezirk mit mehreren Heiligtümern errichtet und beherbergte ein für die Ausübung des Kultes maßgebliches Opferpodium. Der ›Telephosfries‹ war an den Hofwänden des Altars angebracht. Er stellt den Lebenslauf von Telephos, des Gründungsheroen Pergamons und Ahnherrn des Herrscherhauses, dar. Die bildlichen Szenen erstreckten sich über alle drei Seiten des an der gesamten Front off enen Hofes. Sie beginnen mit der Vorgeschichte der Geburt bis zur Heroisierung am Ende seines Lebens.
Die in Leipzig vorhandenen Abgüsse stammen vom nördlichen Fries, der die frühesten Stationen aus dem Leben des Telephos zeigt.
- Platte 1 und 2: Beginnend am Königshof in der griechischen Stadt Tegea entfaltet sich die Geschichte. Der König Aleos erhält ein Orakel, das ihn vor dem Sohn seiner Tochter Auge warnt. Um dieses Schicksal zu umgehen, macht er sie zur Priesterin der Athena.
- Platte 3 (nicht vorhanden), 4 und 5: Der Heros Herakles kommt nach Tegea und zeugt mit Auge einen Sohn. Erneut versucht Aleos dem Orakel zu entgehen. Dafür setzt er den Jungen im Wald aus und lässt ein Boot bauen, um Auge aufs Meer zu schicken.
- Platte 6: Auge wird von Delphinen an die Küste Mysiens geführt und dort von König Theuthras aufgenommen.
- Platte 7 (nicht vorhanden): Auge gründet in Mysien einen Athenakult.
- Platte 8: Telephos selbst wird im Gebirge von einer Löwin gesäugt und schließlich von seinem Vater gefunden.
- Platte 9 (nicht vorhanden) und 10: Die letzte Sequenz zeigt, wie Nymphen den jungen Telephos baden.
- Zoe Li Wnuck
Abb.: Umzeichnungen der Platten vom nördlichen Fries. In grau die nicht in Leipzig vorhandenen Platten.
M. Heilmeyer (Zeichnerin), Der Telephosfries. Bestandsordnung.
In: W.-D. Heilmeyer (Hrsg.), Der Pergamonaltar. Die neue Präsentation nach Restaurierung des Telephosfrieses (Tübingen 1997), Seite 91–193 (bearbeitet durch die Autorin).
Der Gipsabguss des Beutereliefs vom ›Titusbogen‹ in Rom (Abb. 1), der im Jahr 1915 in den Besitz der Universität Leipzig kam, wurde 2014 anlässlich einer Ausstellung mit dem Titel »Im Licht der Menora. Jüdisches Leben in der römischen Provinz« im Jüdischen Museum in Frankfurt umfangreichen Restaurierungsarbeiten unterzogen. Infolgedessen konnte er erstmals wieder der Öffentlichkeit präsentiert werden und war seither im Jüdischen Museum Berlin sowie Kolumba, Kunstmuseum des Erzbistums Köln, ausgestellt.

Der Abguss zeigt in besonderem Maße den konservatorischen Wert dieses Mediums auf. Der Marmor des originalen Reliefs, das im Durchgang des Triumphbogens angebracht ist, ist durch Umwelteinflüsse und die Abgase der Großstadt massiver Belastung ausgesetzt und verwittert zunehmend. Der über 100 Jahre alte Abguss gibt somit einen Erhaltungszustand wieder, der am Original nicht mehr zu sehen ist.
Bogenmonumente haben lange Tradition in Rom, es handelt sich hierbei um monumentale Basen für bronzene Gespanne. Diese zeigen den römischen Herrscher in einem Wagen, der von Pferden oder Elefanten gezogen wird. Der ›Titusbogen‹ ist das älteste erhaltene Bauwerk seiner Art. Er wurde von Kaiser Domitian kurz nach seinem Amtsantritt 81 n. Chr. in Auftrag gegeben und erinnert an die Niederschlagung des Aufstands der Judäer in Jerusalem durch seinen Bruder und Vorgänger Titus im Jahre 71 n. Chr.
Dargestellt ist eine Szene aus einem Triumphzug (Abb. 2) durch die Stadt Rom, bei dem durch Lorbeerkränze als siegreich gekennzeichnete Römer die Beute aus dem Tempel von Jerusalem durch die Straßen tragen. Besonders ins Auge stechen hierbei die Menora, der siebenarmige Leuchter auf der linken Seite, sowie der Schaubrottisch, ein weiterer Gegenstand aus der rituellen Praxis des antiken Judentums. Von diesem Triumphzug berichtet auch der zeitgenössische römisch-jüdische Historiker Flavius-Josephus:
»Es kamen dann auch noch viele Schiffe, und ein Beutezeug ohne Ende; die weitaus schönsten Stücke darin waren im Tempel zu Jerusalem getroff en worden: so ein goldener, viele Talente schwerer Tisch und ein Leuchter, der ebenfalls aus Gold bestand«
(Ios. Bell. Iud. 7.5., 148)
- Moritz Rusche
Apollo der Gott der Sonne, des Frühlings, des Lichts, der Sittlichkeit, der Weissagung, der Gott der Bogenschützen, der Künste und insbesondere der Musik steht hier in einem schwebenden Schritt vor uns.
Der Gott ist nackt, nur die Schultern sind von einem Gewand, der so genannten Chlamys, bedeckt. Der linke Arm ist erhoben, in seiner Hand ist ein rechteckiges Klötzchen erhalten, bei dem es sich vermutlich um den Rest eines Bogens handelt. Bei der Auffindung der Statue fehlten sowohl der rechte Unterarm als auch die linke Hand (Abb. 1). Sie wurden nach träglich ergänzt.

Wie viele römische Plastiken basiert auch diese auf einem griechischen Original, das im 4. Jahrhundert v. Chr. entstand. Seinen Namen er hielt die Statue nach ihrem Aufstellungsort, dem päpstlichen Belvedere. Dort wurde sie seit spätestens 1491 im Innenhof präsentiert.
Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), dem Begründer der griechischen Kunst geschichte, galt er noch als »das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Alterthums«. Er sah in seiner ›Geschichte des Kunst des Alterthums‹ von 1764 in der Statue eine originale Skulptur aus griechischer Zeit. Bereits am Ende des 18. Jahrhunderts konnte dagegen erwiesen werden, dass sie aus Carrara-Marmor gefertigt wurde. Dieses Material wurde erst seit römischer Zeit verwendet. Die Skulptur ist damit das Werk eines römischen Bildhauers, der eine griechische Bronzestatue kopierte und aus Gründen der Stabilität den schweren Baumstamm hinzufügte.
Der Gipsabguss in Leipzig hebt sich durch die schneeweiße Erscheinung seiner Oberfläche von anderen Abgüssen ab. Dies ist darauf zurückzuführen, dass er einen älteren Abguss ersetzt, der bei einem Luftangriff im Dezember 1943 zerstört wurde.
- Pia C. Pfaf
Fotograf:innen zu Gast in der Gipsabguss-Sammlung
In diesem Shooting ging es um die Auferstehung der Göttin, einer vielzitierten Gestalt der griechisch-römischen Mythologie, die Inkarnation der modernen, selbstbewussten Frau in Symbiose mit aktuellen Kollektionen zeitgenössischer Designer. So zumindest die Grundaussage.
Fotografin: Loreen Hinz www.loreenhinz.com
Model: Wiktoria@TFM Model Mgmt
Styling: Kalle Hildinger@Ballsaal
Haare/Make-up: Anna Luft
»Mit der hier gezeigten Serie wollte ich explizit den Blick auf einen interessanten Ort in Leipzig richten. Die hier porträtierte ehemalige Studentin der Klassischen Archäologie der Universität Leipzig hat lange Zeit in und mit der Gipsabguss-Sammlung des Antikenmuseums gearbeitet. Mir war es wichtig, dass deutlich wird, wie selbstverständlich sie mit ihrer Umgebung interagiert und sich zwischen den Plastiken bewegt: Die Porträts einer realen, lebenden Person dienen demnach als Kontrast zu den starren Gipsabgüssen.«
Maximilian Teucher, der 1990 in Leipzig geborene Fotograf, lebt und arbeitet in Berlin. Mit der Fotografie als sein Ausdrucksmittel hat er sich vor allem der Portrait- und Reportage-Fotografe verschrieben. Im Zentrum seiner Arbeit steht fortwährend der Mensch. 2019 hat er an der Ostkreuzschule für Fotografie unter Ludwig Rauch seinen Abschluss gemacht und ist seitdem als freier Portrait-, Reportage- und Kunstfotograf tätig.
Weitere Einblicke in unsere Sammlung sowie zur Arbeit des Fotografen finden Sie unter den folgenden Links:
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